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16.11.2007 - SÜDWEST PRESSE/Die Neckarquelle:

„Mit die glücklichsten Jahre meines Leben“
Eppler über zehn Jahre Schwenningen / Ein bisschen Wehmut bei Rösch und Pfänder / Klage über Bausünden
SCHWENNINGEN Im Anschluss an die Uraufführung von Mark Boegels Schwenningen-Film „Die eilende Zeit” bat Günther Baumann den Filmemacher und die Mitwirkenden der Dokumentation zu sich auf die Bühne. Die Zeitzeugen, die mit ihren Erinnerungen und Gedanken wesentlich zur Lebendigkeit des Films beitragen, waren an diesem Abend fast alle anwesend. Lediglich Oberbürgermeister a. D. Dr. Gerhard Gebauer hatte aus familiären Gründen nicht kommen können.
Auf einer NSU Quick, so erinnerte er sich genau, war 1953 ein junger Gymnasiallehrer namens Erhard Eppler von Tübingen in die damals größte Uhrenstadt der Welt gekommen. Seine Kollegen hatten ihn zwar vor “schwäbisch Sibiren” gewarnt. Doch letztlich, so sagt Erhard Eppler heute, seien die zehn Jahre in Schwenningen “mit die glücklichsten Jahre in meinem Leben gewesen”. Besonders die Schüler und jungen Leute in der Stadt hätten ihn seinerzeit sehr beeindruckt, erzählte er dem Publikum. Mit dem Abitursjahrgang 1956 habe er heute noch gute Kontakte.

Wie sehr der Strukturwandel Schwenningen verändert hat, hat Eppler bei seinen gelegentlichen Kurzbesuchen festgestellt: “Das ist ja gar nicht mehr die Stadt, die ich kenne”, stelle er dann immer wieder erstaunt fest. An Boegels Film gefällt Erhard Eppler besonders, dass er sich trotz seines Titels durchaus Zeit lässt, „und so dem Betrachter die Möglichkeit gibt, die Stadt wirklich kennenzulernen.”

Dass er aber so etwas wie der „Großvater” der Baden-Württemberg-Stadt Villingen-Schwenningen sei, weil er Gerhard Gebauer, den „Architekten“ der Städtefusion als Bürgermeister nach Schwenningen geholt habe, wies Eppler zurück: Nicht er, sondern die gesamte, zwölf Personen umfassende SPD-Stadtratsfraktion sei damals dafür verantwortlich gewesen.

Maik Boegel hat für seinen Film auf Aufnahmen über den Abbruch der Mauthe’schen Uhrenfabrik zurückgreifen können, die Werner Pfänder gemacht hat: „Was nicht zu halten ist, kann man nicht halten. Das muss man begreifen, auch wenn Wehmut dabei ist”, sagte Werner Pfänder, der heute das Mauthe-Museum und Archiv leitet, auf dem Podium. Was für Pfänder die Firma Mauthe war, das war für Hugo Rösch Kienzle. Doch auch Rösch ist heute noch von der Innovationskraft seiner Stadt überzeugt. Auch wenn Schwenningen als Uhrenstadt nicht überlebt hat. „Wir müssen unentwegt neue Ideen, neue Produkte einbringen in diese Stadt”, so Röschs leidenschaftlicher Appell.

Einzelhandels-Unternehmer Jürgen Müller hat den Abbruch der alten Fabriken von Mauthe oder Drupack noch lebhaft in Erinnerung. Das leerstehende „Rössle“, ist Müller überzeugt, könne nur von Schwenninger Geschäftsleuten belebt werden, auch wenn die Gespräche mit dem Eigentümer bislang keine Ergebnisse gebracht hätten, obwohl man sich nahezu einig gewesen sei.
„Was man in der Austraße hingestellt hat, ist in meinen Augen eine Schande”, meinte Architekt Karl Heinichen über eine der vielen städteplanerischen Herausforderungen, die sich mit dem Strukturwandel ergaben, wobei viel historische Substanz verloren ging. Dennoch sieht Heinichen auch architektonisch gelungene Beispiele neuerer Gebäude, etwa jenes, in dem heute das Bekleidungshaus Götz untergebracht ist.

Professor Dr. Walter Zahradnik, den ehemaligen Rektor der Hochschule Furtwangen, sprach Günther Baumann natürlich auch auf die BA-Außenstelle in Tuttlingen an. Zwar müsse man Innovationen Raum lassen, gab Zahradnik zu, “aber was mich schon ein wenig empören würde”, so sagte der Professor auch, sei wenn man uns den Studiengang ,Medical Engineering’ rauben würde”. Baumann informierte brandaktuell darüber, dass „dieser Raub“ bereits vollzogen sei. Oberbürgermeister Kubon enthielt sich eines Kommentars zu Tuttlingen, war aber zuversichtlich, dass Schwenningen sich als innovative Ideenschmiede um seine Zukunft keine Sorgen zu machen brauche.
Am Ende hatte Maik Boegel für
seine Zeitzeugen ein ganz besonderes Geschenk: Jeder erhielt einen Wecker mit Identitätsnummer aus der auf hundert Stück limitierten Wecker-Serie des Uhrenindustriemuseums zum hundertjährigen Stadtjubiläum. (cz)

     
   
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